VNS Analyse

Analyse des vegetatives Nervensystems, und Messung der Herzfrequenzvariabilität

Die Herzfrequenzvariabilität misst kurz-, mittel- und Langzeitschwankungen der Herzfrequenz und ist als Marker für die Funktionalität kardiovaskulärer Regelkreise anzusehen. Sie bietet eine gute Möglichkeit Einblicke in die Regulationsfähigkeit des vegetativen/autonomen Nervensystems zu erhalten.

Das menschliche autonome Nervensystem koordiniert mit seinem peripheren Teil dem Sympatikus und mit dem Parasympathikus unter anderem den Herzschlag und den Blutdruck. Seit 1999 ist in der Kardiologie und Diabetologie die Messung der Herzfrequenzanalyse etabliert. Neben Risiko und Gesundheitsprognose gibt sie wichtige Hinweise für die allgemeine Stressbelastung v.a. in präventiven Settings. Sie ist auch ein wertvolles Hilfsmittel für die Trainings- und Belastungssteuerung im Sport.

Letztlich kann man die allgemeine Adaptations- und Regulationsfähigkeit einer Person beobachten und als entscheidende Ressource für die Psychophysische Stressbewältigung anzusehen. Das vegetative Nervensystem ist ein autonom in sekundenschnelle funktionierendes Nervensystem, welches unser Überleben in grauer Vorzeit im Rahmen von Reaktionen auf Kampf- oder Fluchtsituationen gesichert hat.

Der „Fluchtnerv“ Sympatikus der für diese Situation nötig ist, wurde nachdem die Gefahr vorbei war herunterreguliert. Der „Entspannungsnerv“ Parasympathikus wird dann entsprechend aktiviert. Es werden die körpereigenen Reserven aufgefüllt Heilungs- und Regenerationsprozesse angeregt. Vitale Bedrohungen, wie noch in der Steinzeit begegnen uns im Alltag so eher nicht mehr. Aber Stress wurde von der WHO zum größten Gesundheitsrisiko des 21. Jahrhunderts erklärt.

VNS Analyse vegetatives NS

Unsere Wahrnehmung von Stress (psychoemotional) wird mit Situationen in Verbindung gebracht, die wir als überfordernd, unangenehm oder anstrengend empfinden. Die Regulation und die ständige und situationsbedingte Anpassung aller Organe und Organsysteme durch das vegetative Nervensystem ist der Schlüssel der Anpassung an unsere Umweltumgebungen. Der Variable Herzschlag ist ein Zeichen von Gesundheit und ein Ausdruck für die Regulations- und Anpassungsfähigkeit des vegetativen Nervensystems.

Der Körper wird durch den Sympatikus in eine Kampf- oder Fluchtreaktion versetzt. Wirkung auf Blutgefäße: die Gefäße verengen sich, damit im Herzkreislaufsystem der Blutdruck gesteigert werden kann. Um für genügend Energie und Sauerstoff für die Muskulatur zu transportieren, die  Blutgerinnung wird aktiviert um im Verletzungsfall schnell Blutungen zu stoppen, der Zuckerstoffwechsel wird hochgefahren, um genügend Energie-Basis für die erwartete Muskelarbeit bereit zu stellen. Es erhöht sich der Muskeltonus, damit die Vorspannung der Muskeln, um schneller für die Flucht oder den Kampf vorbereitet zu sein und um eine Verletzung der Muskulatur zu vermeiden. Das Verdauungssystem wird heruntergefahren die Durchblutung gedrosselt zu Gunsten der Perfusion der Muskulatur. Viele weitere vegetative Neuronen sind außer im Sympatikus und Parasympathikus auch im Darmnervensystem (z.B. bei manchen Durchfall vor einer Klausur) im Hypothalamus und im Hirnstamm lokalisiert (Raum für unverarbeitete Traumen mit folgender posttraumatischer Belastungsstörung). Viele relevante chronische Erkrankungen sind Folge von Überbeanspruchung und Verletzung vegetativer Strukturen.

Aufgrund des „Dauerbeschusses“ der stressigen westlichen Welt wird aus einer kurzfristig sinnvollen Adaptation zugunsten des Sympatikotonus, eine pathologisch chronische Mal-Adaptation des Körpers mit Fixierung der schädigenden Konstellation. Abhängig von genetischer und epigenetischer Konstellation führt das zu einer chronischen Erkrankung. Bsp: Bluthochdruck macht dauerhaft eine durch Shear Stress bedingte Veränderung der Endothelzellfunktion. Die Endothelzellen sind die innerste Schicht der Gefäße. Sie ist entscheidend an der Bildung einer Arteriosklerose, einem Herzinfarkt, einer Blutung (Schlaganfall) und an chronischen Entzündungsprozessen beteiligt. Verengte Gefäße durch den Sympatikotonus bewirken Perfusionsstörungen. Diabetiker schädigen ihre Neuronen mit Folge einer diabetogenen Neuropathie. Der Sympatikus steigert über Cortisol den Blutzuckerspiegel, die Insulinsekretion wird gestört und eine Insulinresistenz gefördert.

Stress macht eine Störung der Erektion mit Folge einer erektilen Dysfunktion durch vagale Inaktivität. Sowohl bei Mann und auch bei der Frau wird die Durchblutung der Genitalien verringert. Auch dies ist physiologisch, denn welcher Steinzeitmensch würde sich während eines Angriffs zeitgleich fortpflanzen wollen? Ist es dann nicht auch extrem ungünstig schwanger zu sein?

Der erhöhte Muskeltonus, wird bei fehlender Entspannung zur Muskelverkrampfung und Myogelose mit Schmerzen im Schulter Nackenbereich, häufig kombiniert mit aufsteigenden Kopfschmerzen. Inflammatorische Zytokine stimuliert durch den Sympatikus schädigen den Herzmuskel und die Gefäße und modulieren die Immunologische Abwehrfunktion. Freigesetztes Cortisol macht initial eine verringerte Funktion des Immunsystems und später chronische Schwächung und Immunsupression.

Die Freisetzung von Interferon y aktiviert die Makrophagen ohne, dass ein Antigen vorhanden ist. Es entstehen freie Sauerstoff- und Stickstoffradikale, die die Zellmembranen und die in ihr eingebetteten Rezeptoren sowie intrazelluläre Proteine stören. Die Funktion von TH2 Lymphozyten eine Untergruppe der T-Helferzellen werden blockiert. Die Immun- Toleranz wird gestört Neuroendokrin führt diese Stressreaktion zur Blockade des Serotonin und Melatoninsystems.
Zusammenfassend ist eine Dysregulation des vegetativen Nervensystems maßgeblich an der Entstehung chronischer Erkrankungen beteiligt, damit ist die Erkennung einer Dysregulation ein sehr wichtiges diagnostisches Tool, um bereits präventiv tätig zu werden. Eine Einschränkung der Regulation ist immer auch eine Einschränkung der Funktion! Eine Regulationsstörung umfasst überwiegend eine Überaktivierung des Sympatikus und einen hypoaktiven Parasympathikus.